7 Tipps zum Umgang mit digitalen Medien im Grundschulalter während und nach des Corona-Lockdowns

Der Corona-Lockdown stellt für Eltern und Kinder eine große Herausforderung dar. Und es ist verständlich, wenn in diesem Kontext digitale Medien verstärkt aus unterschiedlichen Gründen eingesetzt werden. Wir wissen auch nicht, wie lange wir noch mit Einschränkungen leben müssen.

Neben all den Vorteilen, die digitale Medien uns bieten, können die vielen Inhalte unsere Kinder körperlich und geistig beeinträchtigen, ja sogar schaden. Kinder in diesem Alter brauchen für eine gesunde Entwicklung sehr viel analoge Erfahrungen und Inputs von und mit echten Menschen und analogen Spielen.

Verstehen Sie die folgenden Tipps als Anregung und ich überlasse es natürlich Ihnen, was in Ihrer Familie praktikabel ist. Sie als Eltern sind in erster Linie die Experten, wenn es um Ihre Kinder geht.

 

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1. Allgemeine Erziehungstipps

Nehmen Sie sich bewusst Zeit für die Kinder. Gerade in dieser Krisenzeit sollten wir die Fragen und Sorgen der Kinder besonders ernst nehmen und darauf eingehen.

Sagen Sie nicht zu allem Ja, nur weil Coronazeit ist. Kinder dürfen auch Mal was aushalten müssen und sollten das auch lernen. Langeweile ist ein guter Partner für kreative Ideen!

Achten Sie trotz Lockdowns auf geregelte Tagesabläufe – Struktur ist für eine gesunde Entwicklung sehr förderlich.

Halten Sie an Ritualen fest wie bspw. Vorlesen vor dem zu Bett gehen. Gemeinsam zu festen Zeiten spielen oder rausgehen.

Übertragen Sie den Kindern feste und altersgemäße Aufgaben im Haushalt.

Vereinbaren Sie klare Regeln mit den Kindern. Hilfreich kann hier der Mediennutzungsvertrag sein: www.mediennutzungsvertrag.de Vereinbaren Sie gemeinsame Bildschirm freie Spielzeiten.

2. Alternativen anbieten

Brettspiele, draußen spielen, musizieren, malen, basteln. Hier lässt sich das Internet ja auch positiv nutzen: Suchen Sie doch mal im Internet nach „Spielen gegen die Lockdown Langeweile“, „Spiele für zu Hause während Corona Lockdown“, „Spiele im Garten“ , „Spiele mit Murmeln“ etc. Sie werden sicher neue Anregungen finden.

Sofern es möglich ist, schaffen Sie Anreize für analoges Spielen: Stellen sie eine Tischtennisplatte auf, montieren einen Basketballkorb, besorgen Murmeln, Softbälle, stellen Musikinstrumente zur Verfügung. Es gibt übrigens auch 90 Bastelanleitung für das Bauen mit einfachen Mitteln von einfachen Musikinstrumenten: https://musikglueck.de/produkt/90-instrumente/

3. Bildschirmzeit begrenzen

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt als Richtlinie für Grundschulkinder maximal 1 Stunde pro Tag Bildschirmzeit. Natürlich gibt es Ausnahmen vor allem in der Coronazeit, auch weil soziale und schulische Angelegenheiten oft oder zusätzlich Bildschirmbasiert sind. Aber gerade weil die Bildschirme in der Coronazeit mehr genutzt werden, sollte es ausreichend analogen Ausgleich geben.

Achten Sie dabei auch auf die Qualität und Altersbegrenzungen. Inhalte von Social Media Apps werden meist von Usern mit unterschiedlichen Absichten erstellt und entsprechen keinen Qualitätskriterien, wie das bei den meisten Kindersendungen in den öffentlich-rechtlichen Sendern (Stichwort: Vergleich Tic Toc ChallangeSendung mit der Maus) zutrifft.

Denken Sie dabei auch an Werbeunterbrechungen oder versteckte Werbungen.

Zeitbegrenzungs Apps und Softwares können hier sehr hilfreich sein. (Beispiele an Apps: Screen Time. Kaspersky, family time, Saalfeld.de etc.)

4. Sicherheit verbessern - Verfügbarkeit und Zugang regeln

Das Internet ist ein wenig kontrollierter und geschützter Bereich. Kinder können schnell (und auch ohne dass ed die Erwachsenen merken) an ungeeignete Inhalte stoßen (Pornographie, Bedrohungen, angstmachende Inhalte, Aufforderungen, Kontakt mit Fremden etc.) Handys und Tablets sind für Grundschulkinder in der Regel nicht geeignet.

Kinder sollten allgemein nicht daran gewöhnt werden, leichten Zugang zu den Geräten und Apps zu haben. Denn in der Regel werden die Geräte zum "Zocken & Chaten" genutzt. Viele Social Media und Spiele Apps sind bewusst sehr attraktiv und mit bestimmten Mechanismen versehen – diese sind meist "stärker" als der Wille eines Kindes. Je mehr digitale Bilder die Kinder konsumieren, desto weniger „Platz“ hat ihr Hirn für echte „Vorbilder“ und Inputs der Eltern, Geschwister etc..

Zugang sollte nur gewährt werden unter Begleitung eines Erwachsenen. Seien Sie informiert darüber, nicht nur wann, sondern auch mit welchen Inhalten Ihre Kinder konfrontiert werden. Schauen Sich Inhalte gemeinsam an. Reden Sie mit Ihren Kindern darüber. 

Alternativ oder zusätzlich kann man auch Kinderschutz-Filter einrichten (Beispiele siehe Punkt 2). Nutzungszeiten und -dauer einzelner Apps lassen sich hiermit ganz gut regeln. Die Downloadmöglichkeit von Apps lässt sich damit auch unterbinden. Ungeeignete Inhalte lassen sich nicht alle so leicht filtern. Schwierig wird es bspw. Nachrichten von Whatsapp zu filtern. Und gerade hier werden viele ungeeignete Inhalte verbreitet (Pornographie, angstmachende Kettenbriefe, Drohungen etc.). Internet Browser können mit einem Filter versehen werden.

Versehen Sie On-Demand Film-Angebote wie Netflix und alle digitalen Mediengeräte mit Passwortschutz. Auch die PC Nutzung lässt sich auch zeitlich begrenzen und Passwort schützen. Gute Erfahrung machte ich hier mit Microsoft Family. Man kann hier ebenso die tägliche Nutzungsdauer, den Zeitrahmen und die Inhalte begrenzen. Deaktivieren Sie ungeeignete Sender an Ihrem TV Gerät.

Lassen Sie die mobilen digitalen Geräte wie Tablets, Handys und Consolen nicht offenkundig herumliegen, sondern räumen sie sie weg und holen sie nur hervor, wenn sie sie nutzen.

Digitale Medien sollten nicht im Kinderzimmer genutzt werden, sondern dort wo Sie sich immer wieder mal aufhalten. Sofern die Kinder mobile Geräte nutzen, sollte es dafür zumindest eine zentrale Ablage geben, damit die Geräte nicht immer Griffbereit für die Kinder (und auch für die Erwachsenen) sind.

5. Digitale Spiele versus „Menschenspiele“

(Online-)PC Spiele sind nicht gleich (offline-)PC Spiele. Online mit einem Fremden zu spielen, dabei im Hintergrund permanent getrackt zu werden, ja sogar animiert zu werden weiter zu spielen, verführt zu werden monetär ins Spiel zu investieren etc., sind manipulative Faktoren, die einen großen Unterschied zu offline machen. Wie bspw. „Fifa gemeinsam mit Papa oder Bruder“ zu spielen und danach gemeinsam eine Pizza zu essen.  Kinder in der Grundschule sollten auf Onlinespiele eher verzichten.

Herkömmliche Spiele halte ich in der Regel meist für förderlicher. Sie fördern oft Bewegung, ein echtes menschliches Miteinander, Motorik und Sinneserfahrungen.

6. Vorbildfunktion

Kinder machen den Eltern bekanntlich sehr viel nach, im negativen wie auch im positiven Sinne. Vielleicht finden ja auch Sie als Erwachsene Spaß an Sport, analogem Spielen und Kreativität. Haben Sie schon Mal eine riesige Leinwand gemeinsam mit Ihren Kindern bemalt – ein Familienbild –quasi- erstellt?

Sofern Sie beruflich zu Hause viel vor dem Bildschirm sitzen, erklären Sie Ihren Kindern, warum Sie das tun.

7. Nutzen Sie digitale Medien gemeinsam kreativ

Mittlerweile gibt es viele Kurse online. (Einfach Mal eine Suche starten zu zum Beispiel „Online Kinder Yoga“) Schauen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern geeignete Sendungen an bspw. Kindernachrichtensendungen wie Logo. Vernetzen Sie sich mit anderen online und starten ein Vorleseprojekt. (Oma in Hamburg kann dem Enkel online vorlesen). Drehen Sie gemeinsam einen Film. Einfach zu bedienende Filmbearbeitungssoftware und Apps gibt es viele für wenig Geld.

Ich hoffe, Sie können mit diesen Tipps etwas anfangen. Gerne unterhalte ich mich mit Ihnen persönlich.

 

Hinweise Beratungsmöglichkeiten:

Bei Fragen rufen Sie mich an: Tel. 08063 2249960

Für Bewohner*innen des Landkreises Rosenheim:

montags, mittwochs und donnerstags: 08031 392 6213

Weitere Beratungsmöglichkeiten:

https://www.neon-rosenheim.de/

 

Vortragsangebot für Eltern von Grundschulkindern

Mein Vortragsangebot online und offline. Vortragstitel: „Die unsichtbare Macht der digitalen Medien – Gefahren und Lösungen im Familienkontext“ – bitte telefonisch oder per Mail anfragen. Dauer: 60-120 Minuten je nach Vereinbarung,

Über mich

Martin Seidl, Diplom Sozialpädagoge (FH), Suchtpräventionsfachkraft (AJ Bayern). Seit 12 Jahren über 300 Workshops und Vorträge zu Smartphones, Medienerziehung und Suchtprävention

 

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Workshops und Vorträge im Bereich der Medienprävention führe ich bundesweit durch mit Schwerpunkt Bayern, Oberbayern, Regensburg, Kehlheim, Ingolstadt. München, Landkreise Landsberg, Ebersberg, Erding, Altötting, Mühldorf, Fürstenfeldbruck, München, Miesbach, Bad Tölz, Traunstein, Starnberg, Berchtesgadener Land, Garmisch, Freising und Weilheim.